Schlafen auf 2315m Höhe
Oben auf dem Berg fühlen wir uns am wohlsten. Hier ist die Luft frisch, der Blick weit und der Kopf frei. Immer wieder zieht es uns deshalb hoch hinaus. In diesen Ferien schienen die Bedingungen allerdings nicht günstig. Ich war im 6. Monat schwanger, wir reisten mit drei Kindern und der „große Bruder“ war erst drei Jahre alt. Anspruchsvolle Wanderungen waren also kaum möglich. Umso größer die Freude, als wir für den Auftakt unseres Österreich Urlaubs noch ein freies Familienzimmer im Berghotel Rudolfshütte bekommen konnten. Wie oft schon haben wir uns geärgert, am Ende des Tages nach der Wanderung wieder mit der Seilbahn hinab zu müssen. Dieses Mal durften wir oben bleiben und ohne große Anstrengung Zeit in luftigen Höhen verbringen. Mitten in der Natur des Nationalparks Hohe Tauern auf 2315m.
Selbstversorgung am Berg?
Zwei Kinder übernachten gratis. Noch ein Beistellbett im Zimmer? Gar kein Problem. Mal ehrlich – dass die Übernachtung sogar für 2 Kinder frei ist, gibt es nur sehr selten und wenn dann nur, wenn der Preis pro Erwachsenem im Pauschalangebot wahnsinnig überteuert ist. Die Preise in der Rudolfshütte sind absolut fair – in unserem Fall sogar inklusive Halbpension und Kinderprogramm. Zugegeben, sind wir sonst absolut keine Pauschalurlauber, aber oben am Berg wird es mit der Selbstversorgung ja doch etwas unbequem.
Anreise mit Turbulenzen
Für die lange Anreise nach Uttendorf am Weißsee planten wir extra viel Zeit ein. Wir mussten schließlich noch die Seilbahn zur Rudolfshütte erreichen. Und trotzdem kam, was kommen musste: Der Puffer reichte nicht aus. Stau, Stau, Stau… Das Navi berechnete, dass wir 5 Minuten nach der letzten Seilbahn am Ziel ankommen würden. Mit Sack und Pack und Kindern im Halbdunkeln den Berg zu Fuß zu bewältigen schien keine Alternative. In Uttendorf angekommen, hatten wir dann doch noch etwas aufgeholt und schöpften Hoffnung. Gleichzeitig mussten wir leider feststellen, dass wir noch nicht am Ziel waren. Von Uttendorf sind es noch 17 km bis zur Talstation der Weißsee Gletscherbahn, dem Enzigerboden. In schier endlosen Serpentinen ging es den Berg hoch. „Mama, mir ist schleeeecht!“. Uns ehrlich gesagt auch, aber wir waren damit beschäftigt, allen Kindern klar zu machen, welche Aufgabe sie beim Aussteigen zu erledigen hatten. Am Parkplatz angekommen, klappte tatsächlich alles wie am Schnürchen. Die torkelnden Kinder zogen sich ihre Jacken über und standen mit den richtigen Kuscheltieren, Taschen und Koffern beladen am Schalter der Seilbahn.
Geschafft! Im doppelten Wortsinn. Wir hatten in letzter Minute die letzte Seilbahn erreicht. Das Wetter war mehr als bescheiden, dennoch genossen wir den Ausblick auf die Berglandschaft. Ein Fluss führte unter uns den Berg hinab, wir sahen Gämse und auch einen Wasserfall konnten wir entdecken.
In der Hütte und an der Hütte und um die Hütte herum
Die Rudolfshütte ist nicht wirklich im klassischen Sinne eine Hütte sondern vielmehr ein mit allen Extras ausgestattetes Hotel. Es bietet komfortabel eingerichtete Zimmer in verschiedenen Größen mit eigenem Bad, aber auch einen Hütten-Schlafraum mit 11 Betten und Dusche/WC auf dem Gang. Übernachtet man in einem der Hotelzimmer, sind auch Sauna und Schwimmbad inklusive. Die Rezeption stelllt dafür Handtücher und Bademäntel zur Ausleihe bereit. Das Schwimmbad war bei uns nie überfüllt und hat wirklich eine angenehm warme Wassertemperatur. Die Sauna darf zu bestimmten Zeiten sogar mit Kind besucht werden. Ich durfte sie luxuriöserweise sogar allein testen. Die Großen haben derweil mit den „Weißsee-Füxxen“ Specksteine zu Anhängern geschnitzt und der Papa hat mit dem Filius im Zimmer Mittagspause gemacht. Die Aussicht aus der Sauna direkt auf den Bergsee ist der Hammer. Kleiner Schreckmoment: Bis heute weiß ich nicht, ob man sich auch andersherum von Draußen des Blickes in die Sauna erfreut. 😀
Im gemütlichen Foyer und Essensbereich sitzt man mit tollem Panoramablick auf die alpine Bergwelt der 3000er.
Das Buffetangebot ist überwiegend regional, reichhaltig und abwechslungsreich. Bisweilen vielleicht etwas „schwer“, aber das bringt die österreichische Küche wohl so mit sich und Suppe und Salat gibt es täglich zur Auswahl. Die Kinder können sich frei bewegen und nutzen gern die angebotenen Räume wie z.B. das Kicker oder Billiardzimmer. An der Rezeption stehen Billiardkugeln, Kickerbälle und Gesellschaftsspiele zur Ausleihe bereit.
Angebote der Rudolfshütte nutzen
Wir genießen es sehr, im Urlaub Zeit mit unseren Kindern zu haben und sind normalerweise keine großen Fans von Mini-Clubs und dergleichen. Das Programm der „Weißsee-Füxxe“ ist aber wirklich gut durchdacht und fernab von bloßer „Kinder-Aufbewahrung“. Im Haus gibt es sogar eine eigene Indoor-Kletterwand, an der wir einen Familienkletterkurs machen durften.
In besonderer Erinnerung haben die Kinder auch einen Nachmittag, den sie mit den Trainern in der Natur verbracht haben. Barfuß im eiskalten Fluss haben sie Frösche, Wasserläufer und Köcherfliegen gesammelt und am Flussufer die Tiere in Bechergläsern mit Lupen beobachtet und mit Karteikarten bestimmt. Natürlich wurden alle hinterher wieder behutsam in den Fluss entlassen.
Mit Kindern in die Berge
Wer mit Kindern in den Bergen unterwegs ist braucht Zeit. Jede geplante Tour dauert mit kleinen Kindern drei Mal so lang wie angegeben. Da wir mit Kleinkind unterwegs waren und ich zu der Zeit bereits schwanger mit Nummer vier herumkugelte, haben wir uns nur kurze Rundwege vorgenommen und an einer kleinen, geführten Naturbeobachtungswanderung teilgenommmen, bei der wir jedoch „verloren gegangen“ sind. Natürlich haben wir dem Bergführer ausrichten lassen, dass alles okay mit uns ist. Ich denke in Zukunft wandern wir lieber nur noch allein. Das Warten auf die Gruppe hat irgendwie nicht gut funktioniert. Unsere Kinder gehören zum Typ „mountain runner“. Je kraxeliger die Strecke, desto besser.
Schwanger in den Bergen
Zum Glück war ich noch am Anfang der Schwangerschaft, so dass mein Gleichgewicht nicht beeinträchtigt war. Zum Zeitpunkt der Buchung hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht. Erst im Nachhinein las ich in den Informationen des Hotels, dass sich werdende Mütter wegen des Aufenthalts in der Höhe mit dem Arzt abstimmen sollten. Dr. Google weiß zu dem Thema natürlich jede Menge Ängste zu schüren. In der Broschüre des Deutschen Alpenvereins (DAV) „Mit Babybauch in die Berge“ ist zu lesen, dass Schwangere ohne Akklimatisierung nicht über 2500m gehen sollten. Wir lagen mit 2315m noch drunter und meine Ärztin gab ebenso grünes Licht. Die höhere Belastung konnte ich dann aber doch spüren. Vor allem am Anfang fühlte sich jeder Spaziergang einfach ein bißchen anstrengender an. Das gut verpackte Babykind strampelte und trat munter wie bisher.
Beachte für einen Bergaufenthalt im Sommer
Ohne feste Wanderschuhe, warme Kleidung und Regenschutz geht es in den Bergen nicht. Die Außentemperaturen können sehr unterschiedlich sein. Sie liegen im Sommer zwischen -5°C und +22°C.
Wir hatten Schnee, Regen und Kälte…
…und strahlenden Sonnenschein
Im Winter verspricht die Rudolfshütte übrigens 23 Pistenkilometer, Schneesicherheit und Skipass ohne Wartezeiten.